LLMO, GAIO, GEO, SGE: Die Zukunft von Search in Zeiten von KI

Mal Hand aufs Herz: Wie oft hast du in der letzten Woche ChatGPT benutzt für eine Anfrage, die du noch vor einem halben Jahr über Google gestartet hättest? Ich selbst: unzählige Male!

Eva Ciuman
cyperfection
23. Juli 2024
Lesezeit: 12 min

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Ich habe mir Synonyme anzeigen, einzelne Wörter und ganze Textabschnitte übersetzen lassen, Inspirationen für diesen Artikel hier gesucht, ein Rezept für eine Himbeer-Bisquitrolle ausgeben lassen… und bestimmt vieles gleich wieder vergessen, bei dem mich mein kleiner Helfer letzte Woche unterstützt hat. Also so pi mal Daumen 20:0 für ChatGPT vs. Google. Ein herber Schlag für den Suchmaschinen-Giganten sowie für andere Plattformen, weil ich somit auch ungefähr 60 Anzeigen weniger gesehen und 10 Websites weniger geklickt habe. Steht hier also nicht weniger als die Zukunft des Internets wie wir es kennen auf dem Spiel? Und wie können Marken auch in dieser ungewissen Zukunft relevant bleiben, sprich: ihre Inhalte in die KI-Systeme bringen? Lass mich im Folgenden versuchen, etwas Licht ins Dunkle zu bringen.

Suchst du noch, oder generierst du schon?

Seit Jahren dominiert die Suchmaschinenoptimierung (SEO) die Strategien von Unternehmen, um ihre Sichtbarkeit im Web – und somit die Zugriffe auf die eigene Website –zu erhöhen. Während es früher möglich war mit Unarten wie Keyword-Stuffing und maschinellem Linkbuilding Websites in die oberen Ränge der Suchergebnisse zu pushen, wurden die Algorithmen der Suchmaschinen immer besser und es schien zeitweise, als hätten die wertvollen Contents – also die mit den positiven Nutzersignalen, klarem Mehrwert für den Rezipienten und hochwertigen Backlinks – über das Böse, Irrelevante gesiegt.

Doch dann kam KI. Sie flutet das Netz mit Millionen und Milliarden von Contents: Texte, Bilder, Videos, Kommentare, Musikstücke ... Ohne Kennzeichnung, Kontrolle, ohne Rücksicht auf Verluste – und durch die Ausnutzung bestimmter Algorithmen SEO-optimiert. Auch wenn Google seit März mit seinem „Helpful Content Update“ dagegen vorgeht, ist die Qualität der Suchergebnisse nach wie vor durchwachsen. Die KI-generierten Inhalte sind teilweise erst auf den zweiten oder dritten Blick als solche erkennbar, Qualität und Plausibilität müssen vom Rezipienten erstmal hinterfragt und geprüft werden. Wenn also die Suchergebnisse gefühlt nur noch aus Werbung und KI-Schrott bestehen, frage ich doch gleich ChatGPT oder Perplexity. Oder? Nun: Large Language Models und Generative Engines nehmen wiederum all diese generierten Inhalte wieder auf und spinnen sie für die nächsten Abfragen neu zusammen, was Ergebnisse in noch schlechterer Qualität erzeugt. Eine Abwärtsspirale.

Also ist das Internet komplett im Eimer?

Es gibt Leute, die würden sagen, es ist schon lange tot. Und so ganz unrecht haben sie damit sicherlich nicht. Nun liegt es an den großen Tech-Konzernen und KI-Buden, aufzuräumen, ihre Algorithmen anzupassen und Fakes zu kennzeichnen. Ob das funktioniert? Wir werden sehen. Derzeit befassen sich die Marketingexperten und SEOs auf jeden Fall schon mal damit, wie eine Welt ohne Google-Traffic aussehen könnte – also wie man KI-Systeme so füttern kann, dass sie eigene Markeninhalte anzeigen.

Wie also die KI beeinflussen?

Wenn man sich mit diesem Thema auseinandersetzt, stolpert man immer wieder über neue Begriffe, die diesen Wandel repräsentieren. Lass uns mit einer Abgrenzung beginnen:

Large Language Model Optimization (LLMO): Strategien und Techniken, die darauf abzielen, Inhalte so zu gestalten und zu optimieren, dass sie von großen Sprachmodellen (wie GPT-4) besser verstanden und verarbeitet werden können. Auch Google nutzt Large Language Models, also kann die Optimierung auch für „klassisches“ SEO relevant sein.

Generative AI Optimization (GAIO) oder AI Optimization (AIO): Die Optimierung von Inhalten und Daten für die Nutzung durch generative KI-Systeme, mit dem Ziel, qualitativ hochwertige und relevante generierte Inhalte zu erhalten. Das können neben den oben bereits genannten Sprachmodellen auch Bild-, Audio- und Videogeneratoren sein.

Generative Engine Optimization (GEO): Eine Weiterentwicklung der Suchmaschinenoptimierung (SEO), die sich darauf konzentriert, Inhalte für generative Modelle zu optimieren, um sicherzustellen, dass diese Inhalte von KI-Systemen bevorzugt und effektiv genutzt werden.

Search Generative Experience (SGE): Eine fortschrittliche Suchtechnologie, die generative KI-Modelle verwendet, um auf Suchanfragen direkte, kontextbezogene Antworten zu liefern, anstatt nur eine Liste von Links anzuzeigen. Google beispielsweise hat letztes Jahr erste SGE-Versionen in den USA ausgerollt, und kürzlich auf Ihrer Global Live Marketing Live Keynote Ausblicke gegeben, was diese Modelle für das Advertising bedeuten. Ein Rollout in Europa ist noch nicht terminiert.

Lass uns an dieser Stelle ein bisschen vereinfachen, und uns hauptsächlich auf GEO konzentrieren. Die Kernfrage: Wie unterscheidet sich nun das Vorgehen von der traditionellen SEO?

SEO konzentriert sich auf die Optimierung von Inhalten für Suchmaschinenalgorithmen, die traditionell unter anderem auf Keywords und Backlinks basieren. GEO erfordert eine noch tiefere Auseinandersetzung mit dem Verständnis und der Generierung von Inhalten. GEO legt Wert auf die Nutzerintention und den Kontext, was bedeutet, dass Inhalte nicht nur umfassend und gut strukturiert, sondern auch relevant sein müssen.

Doch auch Google versucht bei Suchanfragen den Kontext zu erkennen und variiert entsprechend die SERPs je nach Suchanfrage und Intention. Strukturierte Inhalte wirken sich auch für SEO positiv aus (Headline-Systematiken, Klassifizierung nach Schema.org, etc.) und Relevanz wird über hilfreiche Inhalte mit Mehrwert und Usersignals ebenfalls berücksichtigt.

Wir gehen davon aus, dass sich lediglich die Gewichtung der Faktoren zwischen SEO und GEO unterscheiden wird. Bei GEO werden sicherlich einige Merkmale, die Google nutzt, außen vorbleiben, da sie nicht oder nur unzureichend erfasst werden können. Usersignals zum Beispiel: Google kann hier auf Klickzahlen in Kombination mit Verweildauer und anderen Einflussgrößen zugreifen. Ein LLM wie ChatGPT müsste für ähnliche Befunde z.B. auf die eingebaute Feedbackfunktion zurückgreifen. Aber mal ehrlich: Wer bewertet schon jede Antwort?

Was macht Inhalte für KI relevant?

Wenn man das jetzt schon so genau wüsste, dann wäre es ja viel zu einfach. Experten gehen davon aus, dass „Press Mentions“, also die Erwähnung der eigenen Marke, Person oder Unternehmen in etablierten Medien eine große Rolle spielt. Doch auch die meinungsbildende Macht der Masse wird mit einbezogen: Wikipedia, Quora, IMDB, Yelp und auch die Plattform Reddit werden als Trainingsdaten genutzt.

Doch auch für SEO sind diese Mentions bzw. eben die damit verbundenen Verlinkungen von gestiegener Relevanz, was Reddit durch sogenanntes „Parasite SEO“ gerade massiv zu spüren bekommt.

Denkbar ist auch eine Beeinflussung der lernenden Systeme, in dem eine kritische Masse an Menschen immer wieder ähnliche Anfragen stellt und die Antwort dann so korrigiert, dass die Marke positiv erwähnt wird. Eine Negativbeeinflussung ist hier auch möglich. Hier wird es in den nächsten Monaten sicherlich viele Tests und Erkenntnisgewinne geben. Unter uns: Lass uns hoffen, dass die Manipulation auf diesem Wege nicht so einfach ist…

Wie kann ich meine Website für KI optimieren? 10 Tipps

Wie du siehst, ist es mit einigem Aufwand verbunden, diese „externen Relevanzkriterien“ zu bedienen. Es passiert nämlich in der Regel nicht, dass eine renommierte Tageszeitung (unbezahlt) über die 10 besten Turnschuhe oder Bohrmaschinen schreibt. Woher sollen die Press Mentions also kommen? Und eine Präsenz in Reddit zu etablieren, ist mindestens genauso aufwändig wie der Aufbau in jedem anderen Social Media Kanal und mit einem großen Investment in Zeit und Ressourcen verbunden.

Stellschrauben, an denen du viel leichter drehen kannst, sind die auf deiner Website. Dazu hier 10 Tipps:

  1. Es klingt banal, aber um den KI-Systemen eigene Contents zur Verfügung zu stellen, musst du zunächst sicher gehen, dass deine robots.txt die LLM User Agents auch zulässt. 
  2. Schreibe deinen Content so, das KI-Systeme ihn direkt verwenden können. Gib also beispielsweise Antworten auf Fragen und strukturiere deine Contents auch entsprechend. Das hilft auch dabei, für Voice Search zu optimieren.
  3. Nutze eine einfache und gut verständliche Sprache. Erkläre Fachbegriffe. 
  4. Folge generell den von Google ausgegebenen EEAT Kriterien für relevanten Content und halte deine Website stets aktuell.
  5. Reichere deine Artikel mit Experten-Meinungen, Zitaten, und (echten) Reviews von Nutzern an. Nutze darüber hinaus User Generated Content und vergesse nicht, auch diesen indizierbar zu machen. Wichtig ist es, diesen auch als solchen mit Tags zu kennzeichnen, um nicht von den Suchmaschinen abgestraft zu werden. 
  6. Wähle nutzerfreundliche redaktionelle Features wie Pro- und Contra-Listen oder Executive Summaries, um von den KIs einfacher zitiert werden zu können. 
  7. Schreibe einzelne Artikel mit eigenen URLs zu Unterthemen und versuche nicht, alle Aspekte zu einem Thema in einem Artikel abzufeiern. Dieser Punkt steht etwas in Konkurrenz zur klassischen SEO: Google fördert inzwischen Inhalte mit verschiedenen Perspektiven und einer ganzheitlicheren Betrachtung. Die Mischung wird es also machen! 
  8. Achte auf Ladezeiten.
  9. Nutze strukturierte Daten (schema.org)
  10. Baue deine Website formal korrekt auf, achte auf Headlinestrukturen etc.

Noch mehr Tipps bekommst du bei Malte Landwehr, Head of SEO bei Idealo. Dieser hat nach einigen Angaben über 50 Stunden mit der Recherche von Studien, Blogartikeln und Papers verbracht, um eine Liste mit den wichtigsten Kriterien zusammenzustellen. Wirklich lesenswert!

Das Beste kommt zum Schluss: Du machst vielleicht schon GEO und weißt es nur noch nicht

Ist dir was aufgefallen? Die meisten Tipps und Relevanzkriterien gelten schon seit Jahren für SEO. Also alter Wein in neuen Schläuchen: Guter, menschengemachter (!) und vor allem auch gut aufbereiteter Content ist nach wie vor das A und O.

Wenn auch du deine Marke fit machen möchtest, für das was da kommt oder generell sattelfester beim Thema Künstliche Intelligenz werden möchtest, dann schau dir unser Workshop-Angebot an oder nimm direkt mit uns Kontakt auf. 

PS: Frag doch Chat GPT mal, welche die besten Healthcare-Agenturen in Deutschland sind. Falls cyperfection in der Liste nicht vorkommt, wird es dringend Zeit, die Maschine da zu korrigieren ;) 

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Eva Ciuman

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